Das COVID-19-Virus beherrscht seit einigen Monaten die Welt und hat seine infektiösen Auswirkungen bis nach Ottweiler. Beim explosionsartigen Ausbruch der Pandemie im März mussten rasche Entscheidungen getroffen werden, die zu „normalen“ Zeiten undenkbar, unmöglich und unverantwortbar gewesen wären. Es wurden z.B. Restaurants geschlossen, das Einkaufen reguliert, private und öffentliche Feste und Veranstaltungen abgesagt, Schulen und Kitas geschlossen usw.
In Deutschland konnten die Auswirkungen der Pandemie erkennbar gedrosselt werden, da sich nahezu alle an die strikten Schutzregulierungen gehalten haben. Allerdings ist das Virus noch immer nicht besiegt. Es bestehen nach wie vor erhebliche Risiken, wie regelmäßige Neuinfektionen auch im Landkreis Neunkirchen bestätigen.
Nun stand im Ottweiler Stadtrat eine Entscheidung an, wie die Stadt zu Corona-Zeiten mit dem Freibad umgehen soll. Fraktionschef Dr. Wolfgang Brück: „Diese Frage wurde im Ausschuss und im Stadtrat intensiv diskutiert. Berücksichtigt wurden dabei sowohl das berechtigte Interesse der Bevölkerung, das Bad gerade in dieser Situation zu öffnen, um insbesondere auch für die Kinder einen Freiraum zu schaffen. Andererseits müssen auch die Restriktionen und ihre Wirkung auf dieses Bad berücksichtigt werden. Schlussendlich muss auch jedes Stadtratsmitglied für sich entscheiden, ob es die Verantwortung dieser Entscheidung übernehmen kann.“
Der Stadtrat hat sich fraktionsübergreifend mit großer Mehrheit (31 von 33 Mitgliedern) dafür entschieden, der Empfehlung der Verwaltung zu folgen, das Freibad nicht zu öffnen.
Der stv. Fraktionsvorsitzende Alexander Weiß fasst die Gründe der SPD zusammen:
„Eine Öffnung des Bades hätte statt 1700 Badegästen lediglich 380 Personen erlaubt, bei einer generellen Abstandspflicht von 1,50 m im Bad sowie im Eingangsbereich. Es hätte eine verpflichtende Eintragung in eine Kontaktnachverfolgungsliste geben müssen und eine permanente Anwesenheit eines Ordnungsdienstes. Dieser hätte die Stadt laut Angaben der Verwaltung einen hohen fünfstelligen Betrag zusätzlich gekostet. Durchgehende Desinfektionsmaßnahmen und Kontrollen hätten den Badespaß mit Sicherheit beeinträchtigt. Lediglich eine Damen-, Herren- und Behindertentoilette hätten in Betrieb genommen werden können. Schwimmen wäre nur im Kreis erlaubt gewesen und abgezählt nach Höchstzahl.
Für die Kinder hätten keine Rutsche und Wasserspiele zur Verfügung gestanden; ein spielfreudiges Umherlaufen wäre nicht möglich gewesen. Und im Falle einer Infektion müssten möglicherweise zahlreiche Menschen in Quarantäne, eine (zeitweise) Schließung des Freibades wäre ebenso möglich. Im schlimmsten Fall könnte es zu einem lokalen Lockdown kommen. Zusammengefasst sind wir zu der Einschätzung gekommen, dass unter diesen Voraussetzungen eine Öffnung zur Zeit nicht zu verantworten ist.“ Solange das Virus existiert – mal weniger und dann plötzlich wieder mehr – kann nicht alles sein wie es immer war. Die SPD Ottweiler hat sich für den Schutz und gegen das Risiko ausgesprochen. „Man muss auch offen sagen: Ob die Entscheidung die richtige war, können wir nicht wissen. Da geht es uns nicht anders als der Bundes- und Landespolitik vor etwa zwei Monaten. Es musste nun jedoch eine Entscheidung getroffen werden, bei der auch wir uns bewusst waren, dass sie in Teilen der Bevölkerung auf Unverständnis stößt.“, so Weiß weiter.
Innerhalb der Fraktion diskutierte die SPD auch Möglichkeiten zur Öffnung des Freibades. So wurde beispielsweise darüber beraten, ob eine bedingte Öffnung für Vereine und organisierte Gruppen möglich gewesen wäre. André Lickes brachte hierzu einige Vorschläge ein. „Allerdings wurden auch diese bei der Mehrheit der SPD-Fraktionsmitglieder und in der Stadtratssitzung als nicht ausreichend sicher empfunden.“, so Brück. Deutschland hat es geschafft, mit seinen Schutzmaßnahmen COVID-19 in engen Schranken zu halten. Die SPD in Ottweiler will ihren Beitrag dazu leisten, dass es so weitergeht und hat sich deshalb für den Schutz der Bevölkerung entschieden. (JF)