Ein großes Kapitel wechselvoller Geschichte und stolzer Tradition über 110 Jahre geht damit zu Ende.

Das Krankenhaus Ottweiler hat im Jahre 2010 sein 100-jähriges Jubiläum feiern können. Alles, was Rang und Namen hat, war gekommen, an der Spitze Schwester Basina, die Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen und Gesellschafterin der Marienhaus GmbH. In ihrem Grußwort sagte sie: Ich zitiere: „ Wir wollen gemeinsam Zukunft gestalten und langfristig die wohnortnahe medizinische Versorgung in der Region sicherstellen“.

Das Direktorium schrieb in einem Grußwort: Ich zitiere: “Heute bietet der Standort Ottweiler modernste medizinische und therapeutische Versorgung auf der Grundlage von Tradition und Erfahrung“.

So die Verantwortlichen der Marienhaus GmbH vor 10 Jahren.

Die Schließung unseres Krankenhauses hat mich trotz der mehrfachen Aussagen der Marienhaus GmbH zum Erhalt und der Entwicklung des Standortes Ottweiler nicht überrascht, aber maßlos enttäuscht. Es ist leider das eingetreten, was ich vermutet, befürchtet und auch öffentlich gesagt habe.

Zur Erinnerung: Die Kliniken Ottweiler und Kohlhof befanden sich in der Trägerschaft des Landkreises Neunkirchen. Im Jahre 2005 beschloss der Kreistag mit seiner damaligen CDU-Mehrheit die Veräußerung beider Häuser an die Marienhaus GmbH. Zuvor hatte der Ottweiler Stadtrat eine Resolution um Erhalt und zur Sicherung des Standortes verabschiedet, und zwar einstimmig.

Zum Zeitpunkt der Veräußerung war das Haus wirtschaftlich gesund. Der Kaufpreis war allerdings „unter Wert“. Die Marienhaus GmbH konnte ihn aus der Portokasse bezahlen.

Aus Ottweiler Sicht war der Beschluss des Kreistages zur Veräußerung des kommunalen Krankenhauses an einen privaten ( kirchlichen ) Träger eine falsche Entscheidung.. Das für den Beschluss maßgebliche Abstimmungsverhalten der beiden CDU-Kreistagsmitglieder aus Ottweiler überraschte, zumal sie der Resolution im Stadtrat zugestimmt hatten.

Das Kreiskrankenhaus wurde ohne Not und ohne Bestandsgarantien oder Mitspracherechte an die Marienhaus GmbH „verscherbelt“. Die CDU-Fraktion als Mehrheitsfraktion hatte keinen Zweifel an der mündlich zugesagten Erhaltung und Entwicklung des Standortes Ottweiler.

Bei Abwägung der Vor- und Nachteile einer Privatisierung ist beachtlich, dass die Einflussnahme der öffentlichen Hand weggegeben wird. Ein privater Träger definiert Gesundheit als Produkt. Gesundheit ist aber mehr. Gesundheit ist ein öffentliches Gut, die Krankenhäuser sind wichtige Einrichtungen der Daseinsvorsorge.

Selbstverständlich muss auch ein Krankenhaus wirtschaftlich arbeiten. Das gebietet schon die Verantwortung für das Personal. Rein betriebswirtschaftliche Aspekte als Grundlage für kardinale Entscheidungen greifen zu kurz. Bei Standortentscheidungen sind auch struktur- und gesundheitspolitische Betrachtungen zu berücksichtigen. Dabei ist auch das verfassungsrechtlich verbürgte Recht auf gleiche Lebensbedingungen zu berücksichtigen. Die Stärkung eines starken Standortes darf nicht zu Lasten eines schwächeren gehen. Auch der Verstoß dagegen ist exemplarisch.

Im Rahmen der Beratung des Themas in der Sitzung des Stadtrates im September 2010 habe ich folgendes ausgeführt: “Die Befassung des Stadtrates mit diesem Thema ist für Ottweiler von enormer Bedeutung. Das Krankenhaus gehört zu den wichtigsten Einrichtungen unserer Stadt. An der Zukunftssicherung haben wir deshalb ein vitales Interesse, und zwar auf Dauer.“

Zudem habe ich meine Sorge vorgetragen, dass die Marienhaus GmbH bei der gegebenen Konzentration der Häuser und im Lichte der Entwicklungen der Krankenhauslandschaft ihre eigenen Einrichtungen profilieren und stärken wird und unser „störendes“ Kind „aushungern“ lassen könnte.

Leider ist das genau so eingetreten. Wer auf das Wort der Verantwortlichen der Marienhausgesellschaft vertraut hat, wurde maßlos enttäuscht.

Eigentlich bin ich ein Optimist. Aber ich glaube nicht an ein großes Interesse der Marienhaus GmbH für eine sinnvolle Nachnutzung unseres ehemaligen Krankenhaus. Hier ist auch die Landesregierung in der Pflicht.

Gott sei Dank ist der Standort der Rettungswache weiterhin Ottweiler. Ein kleiner Trost in der Trauer um unser Krankenhaus .

Viele Bürger werden es vermissen. Ich auch!

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