Fast war man an die bekannten Elefantenrunden erinnert, hatten doch die beiden Ortsvereine aus Ottweiler und Steinbach hochkarätige Gäste und politische Schwergewichte zur Feier ihres 100-jährigen Bestehens ins gut gefüllte Schlosstheater eingeladen. Anke Rehlinger, Saar-SPD-Vorsitzende und stellvertretende Ministerpräsidentin, war ebenso gekommen wie der frühere saarländische Regierungschef und Bundesminister Reinhart Klimmt.

Landrat Sören Meng ließ es sich ebenso wenig nehmen, ein Grußwort an die zahlreichen Besucher zu richten, wie Generalsekretär und MdB Christian Petry. Aktuelle (Ober-)Bürgermeister*innen – Charlotte Britz, Saarbrücken, Holger Schäfer (Ottweiler), wie auch ehemalige – Hans-Heinrich Rödle (Ottweiler) und Fritz Decker (Neunkirchen) – gaben sich die Ehre, dabei zu sein.

Stargast aber war ein junger Mann aus Berlin, der spätestens seit seinem Zeit-Interview zum diesjährigen Tag der Arbeit in aller Munde ist: Kevin Kühnert, der Bundesvorsitzende der Jungsozialisten in der SPD, hatte den Weg nach Ottweiler gefunden, was die Verantwortlichen Alexander Weiß und Dr. Wolfgang Brück sehr stolz macht. Denn nicht nur die „alten“ SPDler haben in diesem Jahr Grund zu feiern, sondern auch die Jusos Ottweiler, die sich vor genau 60 Jahren gegründet haben.

Unser Bürgermeisterkandidat Gerd Rainer Weber führte in seiner freundlichen Art souverän durch das Programm, das nie Längen hatte, denn die gehaltenen Reden waren durchgängig hoch interessant und spannend, und die musikalische Begleitung der Feier durch Thomas Zimmermann am Keyboard vermittelte eine lockere und kurzweilige Atmosphäre.

Nach den Grußworten des Landrats Sören Meng, der die maßgebende Rolle der Sozialdemokratie im Landkreis beleuchtete, und des noch amtierenden Ottweiler Bürgermeisters Holger Schäfer (CDU), der stets die Gemeinsamkeiten der demokratischen Parteien hervorhob, erinnerte Christian Petry in eindringlicher Art und Weise an die Uraltforderungen unserer SPD: Gleichheit, Freiheit und Solidarität. Dabei betonte er, dass viele der Themen aus den Anfängen der Sozialdemokratie immer noch oder immer wieder aktuell sind: Gleichheit von Männern und Frauen, 8-Stunden-Tag, Lehrmittelfreiheit für Schüler*innen, soziale Verantwortung des Kapitals u.v.m.

Nachdem passenderweise das bekannte Arbeiterlied „Die Gedanken sind frei“ ertönt war, hatte Kevin Kühnert seinen Auftritt am Rednerpult. Um es kurz zu machen: in seiner engagierten Art, mit perfekter Rhetorik hielt er einen hervorragenden, mitreißenden Vortrag, dem die gesamte Zuhörerschaft gebannt lauschte. Sogar der eine oder andere politische Mitbewerber im Saal wurde beim Applaudieren ertappt!

Und der Elefant?

Das Bild hatte Kevin Kühnert selbst gewählt. „Alle wissen, dass ein Elefant im Saal ist“, meinte er, „aber keiner traut sich, ihn zu berühren.“ Aber Kevin Kühnert wäre nicht Kevin Kühnert, wenn er diese Berührung gescheut hätte. Seine im o.g. Interview zum 1. Mai aufgeworfenen Fragen eines Jungsozialisten wurden nicht tabuisiert, sondern sie wurden ausführlich aufgezählt und sinnvoll begründet: Wollen wir ein Wirtschaftssystem, in dem die Grundversorgung der Menschen privatisiert und nur noch profitorientiert betrachtet wird? Wollen wir ein System, bei dem Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, auf dem sozialen Abstellgleis landen? Wollen wir ein System, das die Gewinne privatisiert und bei dem internationale Riesenkonzerne keine oder nur geringste Steuern zahlen? Wollen wir, dass immer wieder Firmen und Banken bei wirtschaftlichen Problemen, die durch die Zockerei der Manager entstanden sind, vom Staat und damit von uns allen „gerettet“ werden?

Der Applaus der Genossinnen und Genossen im Saal war beeindruckend, hat Kevin Kühnert doch scheinbar nicht nur in der großen politischen Öffentlichkeit , sondern auch im Ottweiler Schlosstheater den Markenkern der Sozialdemokratie in Erinnerung gerufen.

Dass er hinterher zusammen mit den anwesenden Ottweiler Juso-Gründern, den Urgesteinen Ernst Flaccus, Volker Groß und Heiner Krause sowie dem heutigen Ottweiler Juso-Vorsitzenden Alexander Weiß auf der Bühne stand, gab schon ein besonderes Bild ab und zeigte, dass unsere SPD einerseits auf ihre historischen Errungenschaften und die Akteure stolz sein kann, andererseits eine junge und zukunftsorientierte Partei ist.

Ein bisschen Wahlkampf

musste in dieser Zeit natürlich auch sein, und so berichtete unsere Landesvorsitzende Anke Rehlinger darüber, dass über 70 % der saarländischen Bevölkerung in Gemeinden mit SPD-Bürgermeistern an der Spitze leben und dass wir für die bevorstehenden Kommunal- und Bürgermeisterwahlen die besseren Konzepte haben und die geeigneteren Kandidaten anbieten. Auch Anke Rehlinger erinnerte am Beispiel einiger saarländischer Großbetriebe an die soziale Verantwortung der Unternehmen für ihre Bediensteten.

Sowohl Charlotte Britz, „Oddwiller Mäde“ und Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Saarbrücken, als auch die beiden SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Alexander Weiß und Dr. Wolfgang Brück gingen in eindrucksvoller Weise auf die wechselvolle Geschichte der Sozialdemokratie in Ottweiler und Steinbach ein und stellten die in monatelanger Arbeit entstandene Schrift dazu vor.

Besonderer Dank ging deshalb an das Redaktionsteam, vor allem an Wilfried Hopf für die professionelle Druckvorbereitung, an das Orga-Team des gelungenen Festabends und an die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs für ihre Unterstützung. Die Bewirtung hatten Aktive des ältesten saarländischen Fastnachtsvereins „So war noch nix 1947 Ottweiler“ übernommen, die mit unauffälligem und flottem Service für die Versorgung der Gäste sorgten; auch dafür herzlichen Dank!

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Ottweiler und Steinbacher Sozialdemokraten vor dem Hintergrund ihrer bewegten Geschichte allen Grund haben, stolz zu sein auf das, was sie in unserer Stadt maßgebend geschafft haben. Sie werden auch in Zukunft die Entwicklung zu einer modernen Stadt mit Geschichte voranbringen, denn Ottweiler kann MEHR!

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